Korrektur und Beschlag:

 

Vor jeder Hufkorrektur erfolgt die Beurteilung des Pferdes im Stande der Ruhe und in der Bewegung. Hierbei ist auf die Gliedmaßen- und Zehenstellung, die Zehenachsenbrechung, das Vorführen der Gliedmaße und die Fußung zu achten. Die Hufzubereitung wird einerseits nach den Kriterien der Fußungstheorie und andererseits nach denen der Fesselstandstheorie durchgeführt. Bei der Hufkorrektur aufgrund der Fußungstheorie soll der Huf zum Zeitpunkt des Auffußens mit allen Teilen des Tragrandes gleichzeitig den Boden berühren. Dann entsteht eine plane Fußung. Im Rahmen der Fußungstheorie gilt derjenige Wandabschnitt als zu hoch bzw. zu lang, der zuerst den Boden berührt. Dieser Wandabschnitt muss solange gekürzt werden, bis der Huf plan fußt. Die Fußungskräfte der Vorderextremitäten werden im Schritt durch die Hufkorrektur mit dem Ziel, der planen Fußung, beeinflusst. Die plane Fußung reduziert die Belastung des Hufes durch Verminderung der seitlichen Kräfte. Allerdings ist der erzielte Effekt bei erwachsenen Pferden nicht von Dauer, sondern bedarf einer regelmäßigen und fachgerechten Zubereitung der Hufe. Nach der Zehenachsen- bzw. Fesselstandstheorie ist der Huf stets so zu kürzen, dass eine durch die Mitte des Fessel-, Kron- und Hufbeines gelegte Linie, von vorne und von der Seite gesehen, gerade verläuft, damit nicht nur die anatomischen Verhältnisse des Hufes, sondern auch die der gesamten Zehe bei der Hufzubereitung berücksichtigt werden. Es soll ein Kausalzusammenhang zwischen Verhalten des Hufes zum Fesselstand und der Fußung bestehen. Von vielen Autoren wird eine Zubereitungsmethode gefordert, die sowohl der Fußungs- als auch der Zehenachsen- bzw. Fesselstandstheorie gerecht wird. Da die beiden Methoden jedoch eventuell gegensätzliche Maßnahmen erforderlich machen können, ist oft strittig, wie bei der Hufkorrektur vorgegangen werden soll. Es müssen deshalb oftmals Kompromisse gefunden werden.

 

 

Korrekturen:

 

Zur Korrektur von Pferden mit einer bodenweit-zehenweiten Gliedmaßenstellung empfiehlt es sich das Abtragen der lateralen, höheren Hufhälfte oder aber die künstliche Erhöhung der medialen Seite. Pferde mit bodenweit-zehenweiter Stellung rollen ohne Korrekturmaßnahmen über die mediale Zehe ab. Um das Abrollen über die Mitte zu erreichen, wird die Zehenrichtung geringgradig nach lateral versetzt.

Jedoch ist die Annahme, das Pferd müsse stets über die Mitte abrollen, falsch. Es empfiehlt sich die Unterstützung des vom Pferd vorgegebenen Abrollpunktes. Pferde können auf diese Weise so leicht wie möglich in natürlicher Weise abrollen. Es besteht sogar die Vermutung, dass durch eine nicht der Abrollrichtung des Pferdes entsprechende Zehenrichtung die Lahmheitswahrscheinlichkeit erhöht wird.

 

Als Korrekturbeschlag eignen sich bei der bodeneng-zehenweiten Stellung entweder glatte Eisen mit einer in der Mitte angebrachten Zehenrichtung oder bei steiler äußerer Tracht ein ausgeplatteter, verbreiteter äußerer Eisenschenkel, der um die eingezogene Tracht zu stützen, senkrecht unter der Krone liegen soll. Bei innerer steiler Tracht darf der entsprechende Eisenschenkel nicht verbreitert werden, weil dadurch die Streichgefahr erheblich erhöht werden würde. Eine laterale Erhöhung des Hufeisens, sowie Maßnahmen zur Förderung des Abrollens über die Hufmitte wie z.B. ein gerade gehaltenes Vorderteil des Eisens wird empfohlen.

 

Die Hufkorrektur der Pferde mit einer bodeneng-zehenengen Gliedmaßenstellung besteht darin, medial Horn abzutragen.

 

Im Falle einer bodenweit-zehenengen Gliedmaßenstellung unterstützt der Korrekturbeschlag die jeweils steile Wand mit einem ausgeplatteten Schenkelende, wobei die höher stehende Wand zuvor gekürzt worden ist. Die engen, eingezogenen Wandabschnitte erhalten am Eisen eine schräg nach außen abgeschmiedete Tragefläche mit einer eventuellen Erhöhung des inneren Tragrandes.

 

Bei der Korrektur der Valgusstellung (x-beinige Stellung) soll die regelmäßige Hufform wiederhergestellt werden. Die engen, eingezogenen Hufabschnitte der diagonalen Hufe werden mit einem bodenweit geränderten Eisenabschnitt unterstützt. Die Zehenrichtung liegt in der Mitte des Eisens oder bei Streichgefahr leicht nach außen versetzt.

 

In Anlehnung an den Korrekturbeschlag der x-beinigen Gliedmaßenstellung gelten dieselben Grundregeln für den orthopädischen Beschlag der Varusstellung (o-beinigen Stellung): Unterstützung der engen Hufabschnitte mit einem bodenweit geränderten Eisenabschnitt und das Anbringen von bodeneng geränderten Eisenabschnitten unter die weiten Hufabschnitte. In vielen Fällen ist es sinnvoll, die Belastung der Tragefläche durch den Beschlag zu verändern. Dabei soll der Beschlag den Boden dort berühren, wo bei einem regelmäßigen Huf der Tragrand des Hufes fußen würde. Dieses Prinzip ist bei der Behandlung eines schiefen Hufes gut wirksam, wenn dieser so verformt ist, dass er nicht mehr gerade unter der Gliedmaße steht. Das Eisen wird hierbei entweder lateral oder medial weiter gelegt als die Hufwand, um den betroffenen Bereich zu unterstützen und das Wachstum zu fördern. Unregelmäßigkeiten in der Gliedmaßenführung können beim erwachsenen Pferd kaum vollständig korrigiert werden. Es wird lediglich versucht, die Unregelmäßigkeiten durch geeignete Hufkorrektur und Beschlag zu beeinflussen und zu verbessern. Im Verlaufe längerer Zeit können diese Korrekturmaßnahmen bei regelmäßiger Durchführung die Erhaltung oder Entwicklung einer zufrieden stellenden Leistung des Pferdes bewirken.