Balance des Hufes:
Viele Folgeerkrankungen entstehen vielfach aufgrund einer fehlenden Hufbalance. Zudem leidet wahrscheinlich die große Mehrheit jener Pferde, die ihr volles Leistungspotential nicht ausschöpfen können (sog. Mangelleistungssyndrom) häufig an unterschwelligen Schmerzen im Bereich der äußeren (distalen) Gliedmaße, die sich allerdings nicht in einer klinisch erkennbaren Lahmheit äußern.
Es besteht eine mediolaterale Imbalance, die das Pferd daran hindert plan aufzufußen, wenn es z.B. außen höher steht als innen. Der laterale Tragrand setzt einen Bruchteil eher auf als der mediale Tragrand. Dies verursacht eine Drehung des Fußes nach außen um den Kontaktpunkt, bis die innere Hufhälfte mit einer zweiten Erschütterung aufsetzt. Über die Dauer von Monaten beginnen die anomalen Kräfte, die diese zweite Erschütterung hervorruft, das verbindende Ballenpolster zwischen den Hufballen zu zerstören. Aufgrund der vermehrten Belastung verlagert sich der mediale Ballen weiter nach Innen (proximal), die mediale Hufwand wird steil, während sich die Außenwand nach Außen (lateral) weitet.
Es sollte die mediolaterale Balance des Pferdehufes angestrebt werden, um degenerative Gelenkerkrankungen, Chipfrakturen, Sesambeinbrüche und Entzündungen zu vermeiden. Studien über Zusammenhänge zwischen Lahmheiten und Hufimbalancen haben gezeigt, dass 95 % aller Pferde Hufimbalancen besitzen. In der Wildnis nutzen die frei lebenden Pferde ihre Hufe so ab, dass sich für den jeweiligen Körperbau und die damit verbundene Gliedmaßenbelastung die optimale Hufstellung ergibt. Durch die Domestizierung wird die Bewegungsfreiheit des Pferdes eingeschränkt. Die Hufe werden mit Eisen versehen. Dies hindert das Pferd an der Entwicklung einer natürlichen Hufbalance. Sind die Hufe nicht korrekt gestellt und im Gleichgewicht, dann werden abnorme Kräfte durch die Gliedmaßen hochgeleitet und verursachen Schäden in verschiedenen Partien des Körpers. Jede Veränderung der Kraftübertragung durch das Bein kann Verletzungen, wie z.B. Chipfrakturen hervorrufen.
Die Scharniergelenke des Pferdefußes können ungleichmäßige Belastungen durch Imbalancen der Hufe nicht ausgleichen. Eine unterschiedliche Länge der lateralen und medialen Seitenwand kann z.B. entstehen, wenn der Schmied zum Ausschneiden den Huf zur Seite wegzieht und zwischen die Beine klemmt. Dann ist das Bein seitlich verdreht, während der Schmied die mediolaterale Balance überprüft. Dies kann durch die Benutzung einer Reißschiene am aufgehobenen, in natürlicher Position unter dem Körper aufgehaltenen Bein verhindert werden. Des Weiteren gibt die Möglichkeit die mediolaterale Balance mit der Röntgentechnik zu bestimmen. Hierbei werden auf dem Röntgenbild des Hufes fünf Winkel gemessen. Für diese Winkel liegen Normwerte vor, die am gesunden Huf erstellt wurden. Diese Normwerte werden durch die Hufkorrektur angestrebt. Bei der sog. dynamischen Korrektur wird der Huf so gekürzt, dass der mediale und laterale Tragrand gleichzeitig auffußen.
Beim „idealen“ Pferd führen alle drei Korrekturformen (Reißschiene, Winkelmessung, dynamische Korrektur) zu einheitlichen, bei Gliedmaßenfehlstellungen jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Bei lange bestehenden Hufimbalancen können nach einer Korrektur der Fehlstellung zunächst Muskelschmerzen verursacht werden, da sich bestimmte Muskeln durch fehlenden Gebrauch zurückbilden (atrophieren). Es ist folglich nicht ungewöhnlich, dass ein Pferd nach der Hufkorrektur zunächst schlecht läuft, obwohl eine gute Hufbalance erreicht werden konnte.