Aufbau und Form des Hufes:
Die Hufform ist vor allem das Produkt der jeweiligen Gliedmaßenstellung. Alle stärker belasteten Wandabschnitte stellen sich steiler. Weniger belastete Abschnitte sind schräger ausgerichtet. Das Steilerstellen entspricht dem statischen Gesetz, wonach eine von oben kommende Last möglichst senkrecht abgestützt werden soll. Abweichungen von der normalen Gliedmaßenstellung und daraus resultierend der Hufform gelten als prädisponierender Faktor für Schädigungen der Bänder und Gelenke und führen häufig zu degenerativen Erkrankungen. Überbeanspruchung des Gelenkknorpels durch vermehrten Druck auf der mehr belasteten Seite und eine Schädigung des Bandapparates, durch deren besonders starke Dehnung auf der vermindert belasteten Seite sind zu erwarten. Neben „Abweichungen von der Norm“ gibt es auch krankhafte Veränderungen der Hufe, wie z. B. der Bockhuf, der Flachhuf, der Vollhuf und der Umformungshuf.
Von vorne und von der Seite betrachtet soll der Verlauf der Hornkapsel-Wand von der Krone zum Tragrand in Richtung der Hornröhrchen gerade gestreckt, das heißt weder ausgehöhlt noch gewölbt, sein. Das bedeutet, wenn man einen geraden Gegenstand, wie z. B. ein Lineal oder die Hufraspel an die Wand in Richtung der Hornröhrchen auflegt, muss dieser Gegenstand an der gesamten Hufwand anliegen.
Zehen- und Trachtenwand sollen parallel miteinander verlaufen, das heißt in gleicher Richtung zum Erdboden zeigen.

Der normale Vorderhuf. Vorderansicht

Weiter Huf

Enger Huf

Der normale Vorderhuf. Seitenansicht

Der normale Hinterhuf. Vorderansicht

Der normale Hinterhuf. Seitenansicht
Die Wand darf weder längst noch quer Risse aufweisen. Zeigt die Wand eine gewisse Ringbildung, kommt es auf Lage und Verlauf der Ringe an:
- Wenig auffallende Ringe, welche um die ganze Wand und mit der Krone parallel verlaufen, haben normalerweise keine große Bedeutung. Sie sind oftmals die Auswirkung einer Ernährungsstörung und werden daher auch als „Futterringe“ oder „Ernährungsringe“ bezeichnet.
- Der Huf gilt als krank, wenn die Ringe eine auffällig andere Richtung und Lage als parallel zur Krone (z.B. „divergierende Ringe“ bei Hufrehe oder „Fäulnisringe“ bei Strahlfäule) oder bei parallelem Verlauf mit der Krone nur an einer Seite der Wand deutlich hervortreten.
Vielfach ist dies die Folge ungleicher Belastung, dann handelt es sich um so genannte „Belastungsringe“.
- Mehrere deutliche Ringe an den Hufen bei Pferden, die in gleichmäßiger Fütterung, Pflege und Arbeit stehen, deuten auf eine schwache Hornkapsel hin.
Bei Betrachtung der Hufe von hinten sollen die Ballen gut gerundet, kräftig entwickelt und nicht verschoben sein. Die Sohle des Vorderhufes soll mäßig, die des Hinterhufes etwas stärker einwärts gewölbt sein. Bei der Betrachtung der Bodenfläche des Hufes, darf keine Trennung in der Weißen Linie zu sehen sein.
Die natürliche Farbe des Hufes soll deutlich erkennbar sein. Der Strahl soll bei trockener, gut ausgebildeter mittlerer Strahlfurche kräftig und gleichmäßig in Form und Substanz sein, ebenso die Strahlschenkel. Die seitlichen Strahlfurchen müssen rein und nicht zu eng sein. Von den Eckstreben verlangt man, dass sie in gerader Richtung von hinten und außen nach vorne und innen gegen die Strahlspitze liegen. Jede Verbiegung nach den Sohlenschenkeln hin zeigt eine beginnende Verengung des Strahlraumes an.
Das Horn der Sohle, besonders in den Sohlenwinkeln (z. B. Steingalle) und deren Umgebung darf keine rote Verfärbung zeigen. Dies lässt auf frühere Prellungen bzw. Fehlbelastung schließen. Die Hufknorpel, welche unter dem Kronrand fühlbar sind, sollen stets elastisch sein.
Der Huf kann nur dann als gesund betrachtet werden, wenn keine seiner Bereiche geschwächt und das komplizierte Zusammenspiel aller seiner Teile gewährleistet ist.
Eine genaue Aussage über den Gesundheitszustand eines Hufes ist erst dann möglich, wenn man seine Form auch im Zusammenhang mit der Gliedmaßenstellung beurteilt.

Bodenfläche der Hornkapsel

Fuß des Pferdes. Querschnitt